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back leer Portugal - Kletterparadies?
Die Anfrage von Rita, ob wir mit Petra und Matthias, Renate und Wolla im Frühjahr mit nach Portugal fahren wollen, erreichte mich im Dezember mitten im Outback Australiens. Warum nicht? Wieder mal was Neues! Allerdings fiel mir erst später ein, dass der Arzt ja für Rita Flugverbot erteilt hatte und wir uns deshalb die Strapazen einer 3700 km-Autotour bis zum SW-Zipfel Europas in Sagres antun mussten. Na, was soll's, sehen wir uns halt unterwegs das eine oder andere Klettergebiet in Frankreich und Spanien an. Dachten wir.

Nachdem am Beginn der Reise mieses Wetter unser Begleiter war, lockerte es kurz vor Bordeaux auf, so dass wir uns wenigstens noch einen Eindruck vom Kalk-Sportklettergebiet Les Eaux Claires verschaffen konnten. Ganz hübsch, aber fast alles ganz schön schwierig. So zogen wir es vor, uns ein Quartier für die Nacht bei der großen Düne von Pilat (115 m hoch und etliche Kilometer lang!) südlich von Bordeaux zu suchen.
Les Eaux Claires     Düne von Pilat

Am nächsten Tag schrubbten wir Kilometer durch nicht so spannende spanische Landschaft um Pamplona und Zaragoza. Das Wetter war nicht nur mies, sondern saumäßig. Das Wasser lief in Bächen über die Straßen. So erreichten wir, geschafft vom endlosen Tanz der Scheibenwischer, am Abend das eigentlich wunderschöne Klettergebiet Chulilla bei Valencia. Unter dem Vordach des verschlossenen Rifugio kochten wir uns etwas, nachdem wir von der Aussicht unterm Schirm hervor die wirklich eindrucksvolle Szenerie bestaunt hatten. Die Nacht verbrachten wir mehr schlecht als recht im Auto.
Chulilla     Chulilla

Am Abend des nächsten Tages mussten wir in Sagres sein, was weitere Zwischenstopps ausschloss. Aber bei gleichbleibend schlechtem Wetter hatten wir das ohnehin nicht vor. So fuhren wir an Städten mit so klangvollen Namen wie Granada und Sevilla vorbei, sahen mal in der Ferne die Schneegipfel der Sierra Nevada, bevor mit der Annäherung an das Reiseziel Portugal dann auch endlich der Himmel ein Einsehen mit uns hatte - es gab sie noch, die Sonne! Schnell noch einmal billig spanisch tanken (in Portugal ist der Liter um die 25 Cent teurer), und wir fahren die letzten Kilometer an der Algarve-Küste entlang zu unserem preiswerten Hotel "Navigator" in Sagres.

Die 1. Etappe sah die Erkundung der Klettergebiete an der Algarve vor. Zunächst fuhren wir zweimal die reichlich 100 km zum netten und gut mit Bohrhaken eingerichteten Gebiet Rocha da Pena.
Rocha da Pena     Rocha da Pena

Aber auch direkt um Sagres gibt es etliche Möglichkeiten für Klettertouren an der Steilküste, wo man in die Tiefe abseilt, um dann wieder nach oben zu klettern. Leider half unser Topo-Guide "Portugal, Sport onsight - Bouldering" von Jingo Wobbly (engl./portugies., ISBN 1-873665-31-8)hier nur andeutungsweise mit einer groben Skizze, so dass wir uns selbst auf die Suche nach solchen Abseilstellen machten - und gerade mal eine einzige fanden. Im Internet gab es einen Hinweis auf Einsicht in Topos bei einem gewissen Andreas im Café Dromedar in Sagres. Er ist Besitzer der Bar und der benachbarten Pizzeria, Deutscher, aber selbst kein Kletterer. Aber ein in der Bar ausliegender Hefter beinhaltet nützliche Topos. Einige Kopien verhalfen uns zu etwas mehr Durchblick. So entdeckten wir auch das eindrucksvolle Sportklettergebiet "Armação Nova" wenig nördlich vom SW-Ende Europas Cabo São Vicente, sehr hübsch gelegen, nachmittags sonnig, aber wie allgemein die gesamte Ecke um Sagres auch sehr windig.
Armação Nova

Als Ausgangspunkt für die 2. Etappe diente in der 2. Woche ein Ferienhaus bei Óbidos ca. 100 km nördlich von Lissabon. Schon auf dem Wege dahin machten wir einen Zwischenstopp im Klettergebiet Farol de Guya am Meer bei der Stadt Cascais wenig nördlich von Lissabon - vielleicht klettermäßig das lohnendste Gebiet, das wir besuchten. Hier gibt es direkt am Meer, aber mit ordentlichem Zugang abwechslungsreiche Routen in allen Schwierigkeiten. Schade, dass wir hier nicht mehr Zeit hatten.
Farol de Guya

Von unserem Ferienhaus aus machten wir Abstecher zu den Gebieten Reguengo de Fetal (verbunden mit Besichtigung der beeindruckenden Sakralbauten in Batalha und Fátima), wo es in einem Tal einige Sektoren mit gut eingerichteten Touren im Kalk gibt, und Montejunto. Das ist ein 667 m hoher Berg, an dessen Hang 2 Klettergebiete eingerichtet sind, von denen das eine allerdings im Frühjahr aus Vogelschutzgründen gesperrt ist. Aber auch das andere gefiel uns recht gut, landschaftlich schön gelegen und fernab von jedem Trubel.
Reguengo de Fetal     Montejunto

Im Kletterführer und auch im Internet findet man noch Beschreibungen weiterer Gebiete, aber diese lagen dann doch zu weit entfernt von unseren Quartieren. Besonders das Granit-Gebiet der auch sonst sehr sehenswerten Stadt Sintra hättten wir ganz gern noch besucht.

Auf der Heimfahrt erkundeten wir schließlich auch noch ein im Führer erwähntes Gebiet nahe der spanischen Grenze bei Penha Garcia. Wir empfanden es als ein hübsches Kleinod an einem Stausee, im Quarzit-Gestein freundlich eingerichtet, aber an diesem Ostersonntag leider auch von Kletterern und Ausflüglern stark frequentiert. Das betraf dann am nächsten Tag in Spanien auch die beeindruckenden Mallos bei Riglos, wo in allen Wänden Seilschaften zu beobachten waren.
Penha Garcia     Mallos bei Riglos

Unser Fazit nach 2 Wochen Portugal: Ein angenehmes Reiseland mit freundlichen Menschen, schöner Landschaft und vielen anderen interessanten Sehenswürdigkeiten. Wer einen erholsamen Urlaub am Meer mit seinen teilweise noch sehr wilden, naturbelassenen Stränden verbringen und dabei auch ab und an die eine oder andere Klettertour machen will, sollte das Kletterzeug nicht vergessen. Aber für einen reinen Kletterurlaub ist das Land wohl eher ungeeignet - da findet man andernorts sicher lohnendere und weniger aufwendige Ziele.



  
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